Die Lehraufträge an Hochschulen für Theaterkünste lauten jeweils, den Studenten die Grotowski-Methode in Theorie und in Form praktischer Übungen zu vermitteln. Doch in den letzten Jahren habe ich meine eigene Methode weiterentwickelt. Sie heisst TRANSGRESSING METHODE (TGM). Die Grotowski-Schulung bildet weiterhin die Basis meiner Methode.
Die TRANSGRESSING METHODE (TGM)?
Was bedeutet sie?
Innerhalb eines Lernmoduls „durchläuft“ der Studierende drei Phasen.
In der ersten Phase arbeitet er auf vertraute Weise an seinem Text in Kombination diverser Übungen und Improvisationen. Das Hauptgewicht liegt auf der bewussten und emotionalen Erfassung des Textes (Methode: Stanislawskis „Emotionales Gedächtnis“).
In der zweiten Phase wird das „Spiel des Körpers“ entwickelt. Gezielte
Körperübungen lösen den Performer von dem reinen „Illustrieren“ des Textes mit dem Körper, sie befreien ihn von „kopflastiger“ Darstellung. Er findet Zugang zu einer natürlichen, ausdruckstarken und persönlich geprägten Darstellungsart. Der Sprecher „jongliert“ souverän mit einem reichen Arsenal an Farben, Klängen, Rhythmen und Modulationen. Hemmungen und Verkrampfungen lösen sich. Seine Gesten wirken organischer, nicht mehr aufgesetzt. Atem und Stimme durchströmen barrierefrei seinen Körper. Die ganze PER-SON bringt sich in die Performanz ein.
In der dritten Phase werden die neuen Erfahrungen eines intensiven Spiels am Körper in die erarbeiteten Textpassagen der ersten Phase eingebunden. Auf diese Weise entsteht eine neue Darstellungsart, die den Performer zu einem sehr persönlichen Stil in Rede und Spiel führt. Der bis anhin schlummernde „Player“ im Darsteller ist wach geworden. Neue formreiche Register der Darstellungskunst prägen seine Performanz. Er erfährt, wie er über die Art und Weise seines Sprechaktes seinen Text interpretieren kann.